Mittwoch, August 23, 2006

Mysterious Skin von Gregg Araki

Mysterious Skin. Ein unbequemer Film über ein schwieriges Thema. Zwei Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, spielen zusammen in der gleichen Baseball Mannschaft, sind aber nicht weiter miteinander befreundet. Brian, ein schüchternes, eher unsportliches Kind, wird nach einem Baseballspiel nicht von seinen Eltern abgeholt. Später wird er mit blutender Nase und fehlendem Erinnerungsvermögen an die letzten Stunden im Schrank gefunden. Seitdem ist er von dem Gedanken besessen von Ausserirdischen entführt worden zu sein, die Experimente an ihm durchgeführt haben sollen.
Der ohne Vater aufwachsende Neil, der schon sehr früh als Kind seine homosexuelle Neigung entdeckt, ist der Star des Teams und Liebling seines Trainers, den er vergöttert und von dem er später missbraucht wird. Nachdem der Film die Ausgangsbasis in der Kindheit gelegt hat, begleiten wir die beiden Protagonisten als Jugendliche, als junge Männer, die versuchen mit den Schatten der Vergangenheit zu leben. Wir begegnen Neil als selbstzerstörerischen Sricher, der innerlich abgestumpft, vielleicht auf der Suche nach einer Liebe ist, die ihm nach dem Verschwinden des Trainers nie mehr ereilt hat. Eine sehr sonderbare Konstellation, in der der Täter in der Rückschau als Missbrauchender, Spielkamerad, Geliebter und ihn liebender Vaterersatz erscheint, der nach Neils eigenen Worten ihn damals zu etwas "besonderem" machte. Jetzt explodiert seine Vergangenheit nach aussen und er selbst prahlt irgendwann damit, dass er (vielleicht auf der Suche etwas besonderes zu sein) wohl die komplette männliche Kleinstadt gefickt haben müsse.

Brian hingegen sucht im Inneren. Er entwickelt sich zum verklemmten, körperlich steifen, asexusllen jungen Menschen, der getrieben von der Ungewissheit und seinem UFO-wahn versucht Schlüssel zu finden, um die dunkle Tür in ihm zu öffenen, um sich dem Geheimnis Schritt für Schritt zu nähern, dass tief verborgen und verdrängt wie ein schwarzes Loch die Vergangenheit in sich aufgesogen hat. Dabei hat er Alpträume, in denen er auch immer wieder einen anderen Jungen erkennt, den er später als Neil identifizieren und nach dem er sich schließlich auf die Suche macht, in der Hoffnung mit seiner Hilfe sein Rätsel zu lösen.

Der Film war wahrlich harte Kost, verstörend und schonungslos. Er ist in manchen Szenen sehr explizit, schlachtet sie aber nie aus, sondern meistert sehr sensibel eine schwierige Gratwanderung. Die Schauspieler, allen voran Joseph-Gordon Levitt, geben dabei eine Top Performance und Gregg Araki setzt das ganze durch einprägsamen Bildern gekonnt in Szene. Der Film basiert übrigens auf dem sehr erfolgreichen Roman von Scott Heim, der Anfang September auch in deutscher Sprache erscheinen wird.

Empfehlung !!!



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