Scar Tissue von Anthony Kiedis / John Belushi - ein kurzes schnelles Leben von Bob Woodward
Der Tony war früher echt ein wilder Vogel der nichts ausgelassen hat. Und so liest sich seine 600 Seiten dicke Bioschwarte auch verdammt kurzweilig. Sein Vater war ein echter Pimp, sein Sohn schon im Kindesalter den Drogen nicht abgeneigt, später dann abhängig von allen Stöffchen, die die Welt so zu bieten hat. Und Frauen, immer Frauen, die sich dem Glücklichen irgendwie immer von ganz alleine hingegeben haben. Dazwischen lag dann irgendwo die Band und der immer größer werdende Erfolg. Das schöne an der Autibiografie ist, dass sie nie moralisierend daherkommt, dass man das Gefühl hat, dass Kiedis sein Leben mit Freude bis ins Extreme lebt, dass hinter Musik, Drogen und Frauen etwas explosiv bejahendes steht. Eine Intensität, eine Dichte, für die man eben auch seinen Tribut zahlen muss. Kiedis musste zig Entzüge und Rückfälle durchleben und nach Lesen dieses Buches ist es mir ein Wunder wie er das überhaupt überleben konnte. Sein Seelenverwandter und Bandkollege Hilel Slovak hat eine Überdosis dahingerafft und der Peppers Wunderknabe-Gitarrist John Frusciante ist dem Sensenmann mit dem Spritzbesteck auch nur knapp von der Kanüle gehopst.
Auch für mich als manchmal Musikschaffender ist das Buch natürlich eine Ode an die bergeversetzende Gewalt von Musik. Wenn ich das Buch zrückhabe füge ich hier noch mein Lieblingszitat an, bei dem Kiedis die energetische Wucht kurz vor dem ersten Auftritt beschreibt, die gleich wie eine Bombe hochzugehen droht.
" Und dann warf der gute Jack Irons den Kopf in den Nacken, schlug seine Stöcke gegeneinander und zählte: "Eins, zwei, drei, vier." Als die Musik einsetzte, wusste ich nicht, was ich tun würde, aber ich hatte so viel Saft durch meine Adern fließen, dass ich trotz der Enge einen Salto machte und voll Stoff gab. Und dann ließen wir es krachen. Bis zu diesem Moment hatten wir keine Vorstellung davon, was wir wollten, doch mit Beginn des Songs begriffen wir, dass wir darauf aus waren, zu explodieren und die Leute mit allem, was wir hatten, wegzublasen. Als wir loslegten, kamen selbst diejenigen im Raum, die und vorher keine Aufmerksamkeit geschenkt hatten, bis ganz vor die Bühne geschlappt. Und als wir fertig waren, stand das ganze Publikum wie wom Donner gerührt da, völlig perplex und sprachlos."
Obwohl der Stil eher nüchtern ist und ich am Anfang deshalb auch nicht so in das Buch reingesogen worden bin wie vielleicht bei "Scar Tissue" hat es mich doch noch wesentlich beeindruckter, getroffener, veränderter hinterlassen, als vieles was ich in letzter Zeit gelesen habe. Und das liegt vor allem an der Person John Belushi, der mich wesentlich mehr fasziniert hat als Kiedis. Dieser so brachial, physisch agierende Komödiant, dem eine so lange und erfolgreiche Karriere vorausgesagt wurde und dem, eigentlich genau am Anfang dieser, seine Drogensucht ein tragisches Ende bereitet hat. Aussetzen des Atems auf Grund einer Überdosis. Belushi hat Berge von Koks geschnupft, gesoffen, sich Quaaludes reingehauen, gekifft und sich am Ende dem Heroin hingegeben, um das er aus Angst lange Zeit einen Bogen gemacht hatte. Belushi, dieses Genie, das an seinen eigenen Selbstzweifeln, an seiner eigenen selbstzerstörerischen Ader zugrunde gegangen ist. Einer, der Punk liebte, der gegen das Establishment arbeiten wollte und trotzdem in einem rasanten Aufstieg zu einem seiner Vorzeigehelden geworden ist.
Das tragische an der ganzen Geschichte ist, dass Belushis Talent unglaublich gewesen sein muss und das er dafür leider nur so wenig hinterlassen hat. Wenige Filme, die in ihrer Qualität teilweise auch sehr streitbar sind, ca. 5 Jahre Saturday Night Live und die Blues Brothers.
Dabei ist das Buch auch eine großartige Bestandsaufnahme des damaligen Celebrity Lebens. Alle haben mitgekokst. Das galt als völlig normal. Niemand konnte jedoch in Sache Quantität mit Belushi mithalten. Seine nächte-und tagelangen Drogen und Feierstreifzüge waren bekannt. Robin Williams hatte ihn am Abend seines Todes noch besucht. Robert DeNiro, sein Drogen Buddy, hat im gleichen Hotel gewohnt und stand als einziger für Interviews für dieses Buch nicht zur Verfügung.
Das hat mich auch an meine eigene verflossene Band zurückdenken lassen. Dieses auf der Bühne "rauslassen" können, dieses im Moment aufgehen, dieses nicht mehr nachdenken müssen. Diese instinktive, augenblickliche Aktion. Welch befreiende Sekunden das gewesen sind. Alle Hüllen fallen und übrigbeleibt, was wirklich von einem als wirklich empfunden wird, bevor sich der abgeworfene Mantel wieder von alleine zugeknöpft.
Ich habe die John Belushi Biografie gleichzeitg von zwei Seiten empfohlen bekommen, die das Buch irgendwann in den 80ern gelesen hatten. Beide meinten, dass sie kein Buch in ähnlicher Art und Weise in ihren jungen Jahren so stark geprägt hat wie dieses. Und mit meinen 31 Lenzen kann ich sagen, dass das Buch und Belushis Geschichte nichs von seiner Treffsicherheit verloren hat. Mein Bedürfniss danach diesen Mann live im Bild zu sehen war unglaublich groß. Durch eine fachmännische Quelle konnte ich mir aud DVD gleich die Blues Brothers Live Auftritte, den Film an sich, Continental Divide und Die Saturday Night Live Best of John Belushi DVD zu Gemüte führen. Hammer...
ch mochte John Belushi immer. Schon damals als Kind im Zeitalter der Videokassette. Jetzt liebe ich ihn und bau mir einen Altar...
Just dieser Tage ist auch eine neue Belushi Biografie erschienen, die seine Frau geschrieben hat. Ich glaub ich bin dabei. Links in der Bücherliste findet ihr die Links zu den Büchern bei Amazon. Die Belushi Biografie gibt es gerade als absolutes Schnäppchen bei ZweitausendUndEIns für nur 2,99 €. Wer kann dazu schon "Nein" sagen ???
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