Kensington Garden von Rodrigo Fresan
Neulich habe ich zum ertsen mal den gefeierten Film von Marc Foster Finding Neverland gesehen, in dem die literarische Entstehungsgeschichte des Kinderbuchklassikers Peter Pan erzählt wird. Vorbild für diese von James M.Barrie erschaffene Figur waren die fünf Kinder Söhne des Ehepaares Llewelyn, mit denen spielend Barrie einen erheblichen Teil seiner Zeit verbrachte, um mit ihnen in alle möglichen Welten einzutauschen. Auf der einen Seite hat dieses sentimentalitätsschwangere Ungetüm den nah am Wasser gebauten Pädagogen in mir geweckt, der sofort in Sturzbäche ausbricht, wenn Kinder wieder einmal einfach nur durch Glauben und Phantasie Götter, Erschaffer oder Neo werden. Da brennt dann die Flamme der kindlichen Phantasie. Aber irgendwo muss das Feuer ja herkommen. Und da regt sich auf der anderen Seite der Literaturkritiker in mir, der weiß auf welch unverschämte Weise der Film die Tatsachen verzerrt und Barrie als kindlich-naiven, leicht schrägen Dichter zeigt, der nur das Beste von seinen Kleinen will. Die Flamme der kindlichen Kreativität, aus der irgendwann Peter Pan entstehen sollte.By rubbing the five of you violently together, as savages with two sticks to
produce a flame, I made the spark of you that is Peter Pan.
Dieser Satz impliziert eine brutale Zweckmäßigkeit, die nichts mit dem lieben Onkel Barrie der filmischen Wahrheit zu tun hat, sondern die Kinder zu Material unter des Dichters Beobachterauge werden läßt, das er für seine eigene schöpferische Tätigkeit nutzt. Dieses Urteil scheint sehr hart und die anfänglich fürsorgliche und freundschaftliche Verbindung zu den Llewelyns unter den Teppich zu kehren. Mit dem Wissen um die später teils tragischen Tode der Llewelyn Boys bleibt davon aber wenig übrig und es drängt einem das Bild von abgefackelten Streichhözern auf, die ebenso schnell ausbrennen wie sie sich entzünden.Der Ich-Erzähler mit dem Pseudonym Peter Hook ist von der dunkelen Seite des Peter Pan Stoffes verfallen und Barries und sein Leben weisen schicksalshafte Parallelen auf.
"To die will be an awfully big adventure."
Ich kann das Buch sehr empfehlen. Es ist keine leichte Lektüre, aber Fresan besitzt an manchen Stellen eine Wortgewalt, die ihn nicht umsonst zu einem der wichtigsten jungen lateinamerikanischen Schrifsteller macht. Und danach solltet ihr euch noch mal den Original Peter Pan unter die Lupe nehmen. Sehr erhellend.
Das Gutenberg Projekt bietet Peter Pan als kostenlosen Download an. Ich kann diese Version jedem ans Herz legen, da sie nicht wie so viele deutsche Bearbeitungen verkürzt und entschärft daherkommen.
Hier noch ein paar Rezensionen zu Kensingon Garden:
Der Fluch des Peter Pan (Die Welt)
Im Krokodilbauch rast die Zeit (FAZ)
Peter Pan and Paisley (Washington Post)










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