Dienstag, Juli 25, 2006

Bookcrossing

Ich sage euch. Heute ist mir was passiert. Ich war auf meiner Flickr Seite, um meinen Account zu checken und wurde benachrichtigt, dass neue Kommentare zu meinen Bildern gepostet wurden. Unter dem Namen der Person, die ewtas zu meinen Bildern geschrieben hatte, befand sich immer der gleiche Link namens Bookcrossing. Neugierig wie ich bin, habe ich dann die Einladung dankend angenommen, um mal zu schauen, was sich da so hinter verbergen mag. Und wahrlich ich sage euch. Eine Fundgrube für alle Bücherwürmer und Privardetektive. Auf dieser Seite kann man Bücher, die man selber schon gelesen hat und die man nicht mehr in seinem Regal vergammeln und verstauben lassen will, regestrieren. Man erhält einen Code, den man dann in seinem Buch hinterlässt. Danach verschenkt man es an Freunde, an eine wohltätige Vereinigung oder man lässt das Buch "frei". Man wildert es aus. D.h. man lässt es irgendwo liegen, man versteckt es, man nimmt es mit auf Reisen... oder, oder, oder... Der Phantasie sind keine Grezen gesetzt. Natürlich hofft man, dass der nächste Finder, den Code und den Hinweis auf die Bookcrossing Seite findet, die Homepage aufsucht, den Code eingibt und einen Eintrag hinterlässt, wo er das Buch gefunden hat, wie es ihm gefällt und was er gegebenenfalls damit anstellen möchte. So kann man die Reise der Bücher weltweit verfolgen.
Genauso kann man aber auch auf der Internetseite von Bookcrossing recherchieren welche Bücher gerade "in the wild" sind, d.h. ausgesetzt wurden und noch gefunden werden können. In dieser Kategorie kann man sich dann durch die einzelnen Länder klicken, um zu überprüfen wo und wann, welches Buch ausgesetzt wurde. Ich habe mich natürlich gleich auf die Suche gemacht. Deutschland, Hamburg, Altona... und siehe da... hier sind so einige Bücher wie Ostereier im Umlauf und warten nur darauf wie Schätze gehoben zu werden. Da findet man Einträge wie: "Hab mein Buch beim Joggen im Volkspark ausgesetzt", "Mein Buch steht jetzt in der Neuen Zentralbibliothek", "Ich habe mein Buch neben der Kasse im Zeise Kino unter den Fabrik-Flyern versteckt", "4 Bücher im Mercado Schließfach No. 19".... usw. Der letzte Hinweis wurde vor 5 Tagen hinterlassen und führt den willigen Schnüffler in die Bibliothek der Bundesanstalt für Fischerei in der Palmaille. Ich konnte es mir natürlich nicht verkneifen und hab mich gleich auf mein Fahrrad gesetzt, um da mal vorbeizuschauen und freigelassene Bücher in fremden Regalen wieder einzufangen. In die Bücherei kommt man eigentlich nur mit vorheriger Anmeldung. Aber ich habe den Pförtner so dreist und zielstrebig nach der Bibliothek gefragt, dass er mir den Zutritt nicht verwehren konnte. Nachdem ich also in die heiligen Hallen des Fisches eingedrungen war, wollte ich sofort zwischen den Regalen untertauchen, um dem Blick der Höllenhund-Bibliothekarin zu entweichen. Die hat mich dann aber sofort hochgenommen und ich musste meinen unerlaubten Zutritt gestehen. Beim Stichwort Bookcrossing war dann aber alles klar, sie hat mich an die Hand genommen, mich zu einem Regal geführt und es mir als OBCZ vorgestellt. Wat ? In der Bookcrosser Sprache bedeutet das "offical book crossing zone". Also Plätze, die extra für Bookcrossing quasi reserviert wurden. Ich habe mich dann durch das Regal gewühlt und mir drei Schwarten mitgenommen. Unter anderem die Autobiografie von Elias Canetti "Die gerettete Zunge" und "Gullivers Reisen". Weltliteratur, ab in meinen Kescher. Auf dem Innenumschlag war dann auch sogleich ein Bookcrosser Zettel geklebt, auf dem der Code stand und vom wem das Buch in die Freiheit entlassen wurde. In diesem Fall gebührt mein Dank Kichererbse01. Zu Hause angekommen habe ich mich dann mit dem Code bei Bookcrossing eingeloggt, um einen Kommentar zu hinterlassen und es ist selbstverständlich, dass ich es nach Beendigung ebenfalls wieder auf die Reise schicken werde.
Naja, vielleicht auch nicht. Ich horte ja so gern immer alles und wenn das Buch gut war kann ich mich sicher nicht mehr davon trennen. Deswegen werde ich alle meine Scheißbücher registrieren und überall rumliegen lassen. Die Welt wird überflutet von meiner Scheißliteratur, die ich mich nicht getraut habe zu verbrennen oder wegzuschmeißen. Soll sich doch jemand anders mit diesem Scheiß rumquälen. Bei meiner Recherche habe ich Bücher entdeckt, die schon über 200 Bestitzer ihr Eigen nennen konnten. Und Verstecke denken sich die Bookcrosser aus. Bücher über Schiffe werden da in wasserdichten Plomben in Brunnen versengt oder der Gartenbauratgeber im Kompost angelegt. Außerdem gibt es Tips wie Bücher am besten der Witterung standhalten und extra Flyer, Etiketten und Logos, mit denen man seine Bücher kennzeichnen kann.
Na... seit ihr angefixt... wollt ihr auch suchen gehen... oder wisst ihr sowieso nicht, was ihr mit eurem ganzen Leseberg, der euch langsam aus der eigenen Wohnung verdrängt, machen sollt. Dann also ab zu Bookcrossing.



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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

I like it! Good job. Go on.
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